Propofol
Wirkmechanismus: Propofol ist ein Agonist am GABA-A-Rezeptor, dem wichtigsten hemmenden (inhibitorischen) Rezeptor im ZNS. Es verstärkt die Wirkung des körpereigenen Neurotransmitters GABA, wodurch Chlorid-Ionenkanäle länger geöffnet bleiben. Der verstärkte Einstrom von negativen Chlorid-Ionen in die Nervenzelle führt zu einer Hyperpolarisation der Zellmembran. Dadurch wird die Zelle schwerer erregbar, was eine generalisierte zentrale Dämpfung zur Folge hat.
Pharmakokinetik (Warum schnelles Erwachen?): Propofol ist extrem lipophil (fettlöslich). Nach der Injektion verteilt es sich sehr schnell vom Blut ins ZNS (schneller Wirkbeginn) und von dort aus durch Umverteilung in gut durchblutete Organe und anschließend ins Fettgewebe. Der Abfall der Plasmakonzentration und damit das Erwachen erfolgen also nicht primär durch Abbau, sondern durch diese schnelle Umverteilung weg vom Wirkort (Gehirn).
Thiopental (Barbiturat)
Wirkmechanismus: Wie Propofol wirkt auch Thiopental am GABA-A-Rezeptor. Es verlängert jedoch im Gegensatz zu Benzodiazepinen die Öffnungsdauer des Chlorid-Kanals, anstatt die Öffnungsfrequenz zu erhöhen. Dies führt zu einem massiven Chlorideinstrom, einer starken Hyperpolarisation und einer potenten hypnotischen Wirkung. In hohen Dosen kann es GABA-mimetisch wirken, also den Kanal auch ohne GABA direkt öffnen.
Besonderheit: Aufgrund des schnellen Wirkbeginns durch hohe Lipophilie und der schnellen Umverteilung war es lange das Standard-Einleitungshypnotikum. Wegen seines Nebenwirkungsprofils wird es heute seltener, aber immer noch z.B. bei Hirndruck oder im Status epilepticus eingesetzt.
Etomidat
Wirkmechanismus: Etomidat ist ebenfalls ein GABA-A-Rezeptor-Agonist. Sein großer Vorteil liegt in der ausgeprägten kardiovaskulären Stabilität. Es beeinflusst den Sympathikotonus und den Barorezeptorreflex kaum, weshalb es bei Risikopatienten (z.B. mit schwerer KHK oder Aortenstenose) eine gute Wahl zur Narkoseeinleitung ist.
Besonderheit & Nachteil: Es hemmt das Enzym 11-β-Hydroxylase in der Nebenniere und unterdrückt so die körpereigene Kortisolsynthese für mehrere Stunden. Bei Langzeitanwendung oder bei Sepsis-Patienten ist dies klinisch relevant und ein großer Nachteil.
S-Ketamin
Wirkmechanismus: Ketamin ist ein nicht-kompetitiver Antagonist am NMDA-Rezeptor. Dieser Rezeptor wird normalerweise durch den erregenden (exzitatorischen) Neurotransmitter Glutamat aktiviert. Indem Ketamin den Rezeptor blockiert, verhindert es die exzitatorische Signalübertragung. Dies führt zu einer sogenannten dissoziativen Anästhesie: Der Patient ist von seiner Umwelt entkoppelt. Gleichzeitig hemmt Ketamin die Wiederaufnahme von Katecholaminen, was zu seiner sympathomimetischen Wirkung (Blutdruck- & Herzfrequenzanstieg) führt.